Sehr verehrte Eltern, Mitarbeiter der Schule und Freunde des FLG, liebe Schüler*innen,

 

dank unserer Teilnahme an der Weihnachtspaketaktion der Johanniter werden an Weihnachten 45 Pakete an bedürftige Menschen/Familien in osteuropäischen Ländern übergeben – vielen herzlichen Dank für Ihre und eure Teilnahme.

Das Erfreuliche ist, dass über die reine Anzahl an Klassenpaketen noch einmal genauso viele dazu kamen – aus privater Hand. Vielen Dank! 

Auch für Ihre positiven Rückmeldungen bedanke ich mich!

Singulär wurde konstruktive Kritik hinsichtlich der Teilnahme an dieser Aktion geäußert: Sie sei nicht nachhaltig, nicht auf Augenhöhe, stärke nicht die örtlichen Wirtschaftsstrukturen und schüfe Abhängigkeiten. Auch der CO2-Fußabdruck durch die Anlieferung per Lastwagen wurde kritisch angesprochen.  

Selbstverständlich reflektierten wir diese Aspekte im Vorfeld und stellen uns immer den Fragen einer Ethik des Schenkens und Spendens.

Allerdings ist es so, dass Weihnachten sprichwörtlich unter einem anderen Stern steht. De facto ist das Paket das, was es in dieser einmaligen Form nur sein kann. Ein Geschenk, das Freude bereitet, weil es Dinge enthält, die man benötigt, und Dinge, über die man sich naturgemäß freut; all das im Kontext des Weihnachtsfestes, aber  kulturübergreifend in Form eines Geschenks unter Menschen.

Darüberhinaus erfüllt das Paket in dieser Zusammensetzung für viele Menschen einen notwendigen Bedarf, der vor Ort zielgenau adressiert ist. Wir erzielen damit eine hohe Bedarfsgenauigkeit.Eine Abhängigkeit generiert man durch die Einmaligkeit des Geschenks sicher nicht. Da Ortskräfte, also Einheimische wie Mitarbeiter sozialer Dienste und Einrichtungen oder etwa Klöster, vor Ort die Pakete austeilen, sollte eine Übergabe „auf Augenhöhe“ möglich sein. Mit welchen Empfindungen die Entgegennahme eines Geschenks in dieser Form verbunden ist, kann freilich nur bedingt gesteuert werden. Den Erfahrungen der Mitarbeiter der Johanniter Glauben schenkend, ist es große Freude und Dankbarkeit, die geäußert werden.    

Da nach Aussage der Verantwortlichen bei den Johannitern die Beförderung der Pakete heuer ausschließlich über Leerfahrten von Transportunternehmen erfolgt, stellt der Transport der Pakete keine zusätzliche Belastung für die Umwelt dar. 

Auch für die Schüler*innen war und ist es eine wichtige (affirmative) Erfahrung: Dinge (wie Öl, Mehl, eine Tafel Schokolade etc.) einzukaufen und in der Hand zu halten im Wissen, dass Menschen sich darüber freuen. Und zwar über Dinge, die in unserer wohlstandsgewohnten Gesellschaft gar nicht mehr als wertvoll oder gar geschenkwürdig betrachtet werden. Wer würde schon ein Pfund Mehl verschenken? Diese Dinge also zu besorgen und zu verpacken – diese Perspektive in der praktischen Handlung zu erfahren, ist tatsächlich ein Impuls. Welche Reflexionen das anstoßen kann, zeigen die zahlreichen Fragen und „Problemchen“, mit denen Schüler auf uns zukamen: Darf man auch ein etwas teureres Duschgel kaufen oder ist das anderen gegenüber unfair? Dürfen wir auch zusätzlich noch andere Süßigkeiten einpacken?    

Und für Schüler*innen ist die gemeinsame Verantwortungsübernahme für ein solches Paket eine wichtige Erfahrung hinsichtlich gegenseitiger Absprache und Verlässlichkeit und der Bedeutung individueller Verantwortungsgefühle als Teil von Gruppenverantwortung. Die wenigen Pakete, die es nicht rechtzeitig zum Ablageort geschafft haben, werden wir der Bamberger Tafel oder anderen Einrichtungen zukommen lassen 😉         

Fazit:

Insofern messe ich ein Geschenk mit anderen Kriterien als eine Spende. Ein Geschenk soll Freude bereiten, praktische Nützlichkeit steht nicht im Vordergrund, sondern die Erfahrung, dass man beschenkt wird.

Eine Spende stellt eine Hilfeleistung dar, im besten Fall nachhaltig, auf Dauer angelegt und existentiellen Bedarf sichernd, soll von Nutzen sein, um das Leben bzw. ein bestimmtes Niveau zu sichern oder zu fördern.

Das Weihnachtspaket hat also unter diesen Vorzeichen seine Berechtigung.

 

Nichtsdestotrotz wollen wir zukünftig Schülern die Möglichkeit geben, Menschen gegenüber Solidarität zu zeigen, indem wir Spendenformen finden, die die oben genannten Kriterien der Dauerhaftigkeit, der existentiellen Sicherung etc. erfüllen – und zwar wahrscheinlich begleitend zur Weihnachtspaketaktion, aber während des Jahres.  Dazu wird der Wahlunterricht „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ unter Mitwirkung anderer interessierter Schüler im neuen Jahr Vorschläge erarbeiten. Sollten Sie, liebe Eltern, schon Ideen haben, freue ich mich auf Ihre Rückmeldung.

 

Beste Weihnachtsgrüße!