Nach vier Jahren Zwangspause fand in diesem Jahr zum ersten Mal wieder der seit über 30 Jahren bestehende Schüleraustausch zwischen dem Franz-Ludwig-Gymnasium in Bamberg und dem Gymnasium in Münchengrätz, Tschechien vom 16.- 22. März 2024 statt.
Erfreulicherweise hatten sich 20 Schülerinnen und Schüler angemeldet. Alle Schüler erhielten im Vorfeld Materialien über die geplanten Programmpunkte, Links zu den Museen sowie eine Vokabelliste mit den wichtigsten tschechischen Begriffen für den Alltag. Oft ging es aber dann doch nicht ohne Englisch als gemeinsamer Basis zur Verständigung.
Auf der Hinfahrt besichtigten wir das Naturreservat Soos mit seinen Mofetten, wo es zu Kohlenstoffdioxid-Entgasungen kommt. Ein kleines Experiment mit einer brennenden Zeitung, deren Flamme sofort erstickt, trug dazu bei, den Zauber des Naturreservats noch zu verstärken.
Danach folgte ein kurzer Halt an den Heilquellen in Franzensbad mit seiner wunderschönen Architektur im Stil des Klassizismus und Neoklassizismus. Eine Verkostung der berühmten Franzensbader Oblaten (ähnlich den Karlsbader Oblaten) durfte auch nicht fehlen. Diese schmeckten wesentlich besser als das eisenhaltige Wasser der Heilquellen, das einige Schülerinnen und Schüler mutig probierten.
Bei der Ankunft an der Schule in Münchengrätz erwarteten uns schon voller Vorfreude die tschechischen Gastgeber. Die Schülerinnen und Schüler hatten bereits im Vorfeld per Internet Kontakt mit den Austauschpartnern aufgenommen. Trotzdem galt es die anfängliche Scheu und Aufregung zu überwinden, doch nach wenigen Minuten begrüßten sich die Schüler herzlich mit einer Umarmung. Auch die Lehrkräfte freuten sich über das Wiedersehen nach den Jahren der Zwangspause, zumal nach den langen Jahren des Austausches Freundschaften entstanden sind.
Am darauffolgenden Sonntag fand ein individuelles Programm in den Familien statt. Einige tschechische Gastgeber hatten für die deutschen Gäste die Besichtigung eines Schlosses in der Umgebung organisiert, andere gingen gemeinsam Trampolinspringen oder Bowling spielen.
Die Schulleiterin Dr. Lenka Sosnovcová, die gleichzeitig auch eine der Deutschlehrerinnen ist und den Austausch mit Bamberg seit vielen Jahren begleitet, lud an dem Sonntag uns beide deutschen Lehrerinnen sowie unseren langjährigen Busfahrer Alois Hoh zu einem kleinen Spaziergang in den Nachbarort Klaster mit einem Stopp am wiederhergerichteten jüdischen Friedhof mit anschließendem Abendessen ein. Es entwickelten sich angeregte Gespräche über „Gott und die Welt“, da man sich schon seit vielen Jahren kennt und versteht.
Am Montag, 18. März, erfolgte die offizielle Begrüßung der Gäste und der teilnehmenden tschechischen Schülerinnen und Schüler am Gymnázium Mnichovo Hradiště durch die Schulleiterin Dr. Lenka Sosnovcová. Es wurden für alle Getränke und kleine Häppchen gereicht und von beiden Seiten die Bedeutung dieses Austausches, der seit über 30 Jahren besteht, betont und auf ein gutes Gelingen der Austauschwoche und die Freundschaft der zwei Schulen angestoßen. Die Schulleiterin betonte in ihrer Rede, dass die Schülerinnen und Schüler in ihre Familien mit ihrer Teilnahme an dem Austausch zur besseren Nachbarschaft der beiden Länder, zum Fortbestehen dieses Austausches und seiner Ideen und der Völkerverständigung in Europa beitragen. Als besonderes Geschenk der Schule erhielten alle Teilnehmer ein T-Shirt vom 70 jährigen Schuljubiläum in diesem Jahr.
Danach durften die deutschen Schülerinnen und Schüler ihre Partner in den Unterricht begleiten. Die Schüler nahmen in der Woche auch noch mehrfach am Unterricht teil und interessierten sich auch sehr für das tschechische Schulsystem, insbesondere dafür, dass die Klassen für den Sprachunterricht immer geteilt werden und der intensive Spracherwerb in sehr kleinen Gruppen stattfindet.
Bei dem Programm im Laufe der Woche ging es immer wieder um das Thema „Mobilität und Naturerlebnisse“. Nach dem Unterrichtsbesuch am Montag stand ein Stadtspiel in Münchengrätz auf dem Programm. Die tschechischen Gastgeber erklärten ihren Partnern die Sehenswürdigkeiten der kleinen Stadt Münchengrätz, die über ein bedeutendes Wallensteinschloss verfügt, und besichtigten am Ende mit ihnen zusammen die Annakapelle mit dem Grab Wallensteins. Es mussten
verschiedene Aufgaben erledigt werden und an markanten Stellen Photos gemacht werden. Montagnachmittag standen im Böhmischen Paradies bei einer geführten Wanderung beeindruckende Naturerlebnisse im Vordergrund. Petrus meinte es gut mit uns und so hatten wir in der ganzen Woche wunderbares Wetter. Alle genossen die herrliche Aussicht im Böhmischen Paradies, mit der sie nach dem Anstieg belohnt wurden.
Am Dienstag ging es Richtung Liberec (Reichenberg). Hier erlebten die Schülerinnen und Schüler den IQ-Park: Auf vier Stockwerken erwarteten die Schüler hunderte interaktive Ausstellungsstücke aus allen Bereichen der Naturwissenschaften. So entdeckten sie spielerisch den menschlichen Körper, Stationen mit Flugsimulatoren und verschiedene Experimente. Nach dem Mittagessen in der Schule fuhr uns der Bus nach Prag, wo die Schülerinnen und Schüler eine interessante Aufführung des Schwarzen Theaters Image erlebten.
Am Mittwoch ging es noch einmal nach Prag. Auch dieses Mal wurden deutsch- tschechische Gruppen gebildet und es mussten gemeinsam Aufgaben erledigt werden und Fragen zu den Sehenswürdigkeiten beantwortet werden. Die tschechischen Schülerinnen und Schüler erklärten „ihre“ Hauptstadt den deutschen Gästen mit viel Geduld und Liebe. Die beeindruckende Prager Burg mit dem Veitsdom, der Wachablösung und der Goldenen Gasse sowie der anschließende Spaziergang durch die Neruda Straße mit ihren markanten Fassaden und der Weg über die Karlsbrücke waren nur einige Höhepunkte des Tages in Prag. Im Anschluss ging es noch zum Jan Hus Denkmal am Altstädter Ring mit seinem Ostermarkt und zum Wenzelsplatz, wo alle etwas Freizeit hatten.
Am Donnerstag stand mit der Besichtigung des Skoda Museums in Mladá Boleslav ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Passend zum Thema „Mobilität“ erhielten wir hier eine sehr gute Führung zur Geschichte des Skoda Werks und seinen Anfängen mit Fahrrädern und elektrisch betriebenen Zweirädern. Danach bestand die Möglichkeit zu einer kleinen Stadtbesichtigung.
Am Donnerstagnachmittag fand nach dem Mittagessen ein Musikprojekt mit allen beteiligten deutschen und tschechischen Schülern statt. Nachdem die Schülerinnen und Schüler in fünf gemischte Gruppen zu je vier deutschen und vier tschechischen Teilnehmern aufgeteilt worden waren, bekam jede Gruppe ein tschechisches Volkslied und dazu verschiedene Arbeitsaufträge, die eine Übertragung der ersten Strophe ins Deutsche, eine musikalische Darbietung und eine Umsetzung als Theaterszene oder Zeichnung einschlossen. Die anschließenden Vorführungen der Gruppen beinhalten auch ein Vorsingen, das allen viel Spaß gemacht hat.
Die tschechischen und deutschen Schülerinnen und Schüler verabredeten sich abends meist zu vielfältigen gemeinsamen Unternehmungen wie Bowling oder Grillen und es herrschte große Harmonie in der Gruppe. Manche Schülerinnen und Schüler bemühten sich auch, einige Wörter Tschechisch zu lernen und wendeten diese in den Familien an. Wir hatten sogar zwei Teilnehmer aus Bamberg dabei, die Tschechisch sprechen konnten. Überhaupt wurde der Tag in den Familien als sehr bereichernd empfunden, zumal jeder etwas anderes erlebte, aber alle von der großzügigen tschechischen Gastfreundschaft beeindruckt waren. Zwei Schülerinnen haben sich schon für die Sommerferien zu gegenseitigen Besuchen verabredet. Beim Abschied bekamen viele Schülerinnen und Schüler neben den legendären sehr üppigen Lunchpaketen noch ein Gastgeschenk für sich und ihre Familien mit. Alle
freuten sich auf ein Wiedersehen in Bamberg im April und machten schon Pläne, welche Unternehmungen sie gemeinsam machen möchten wie z.B. Bowling.
Martina Ostermann
Christiane Will
Fotos: M. Ostermann