Wer kennt sie nicht: die Metamorphosen des Ovid, die Künstler und Literaten bis heute inspirieren?
Den 2000. Todestag des römischen Dichters (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) nahm der bekannte Münchner Altphilologe Prof. Dr. Niklas Holzberg zum Anlass, vor Latein-Schülern der 10. und 11. Klassen des Franz-Ludwig-Gymnasiums einen mitreißenden Vortrag zu halten.
Im Mittelpunkt sollte Ovids Gestaltung des Mythos von Apoll und Daphne stehen. Doch zunächst spannte Holzberg einen weiten Bogen, um das berühmte Liebesdrama kaleidoskopartig im literaturgeschichtlichen und werkbiographischen Kontext zu verorten. Immer wieder stellte er den Schülern auch Fragen und regte sie zum Mit- und Nachdenken an. Vieles, was die Schüler aus berufenem Munde erfuhren, konnten sie bestens mit ihrem Vorwissen aus dem Lateinunterricht verknüpfen.
Die unnachahmliche Lebendigkeit und Transparenz, mit der Holzberg in freier Rede ganz ohne Manuskript geradezu druckreif formulierte, beeindruckte die Schüler sehr. Mit viel augenzwinkerndem Humor – ganz ohne den Staub der Gelehrsamkeit – interpretierte er die einzelnen Phasen der Geschichte von Apoll und Daphne – das verzweifelte Drängen des vom Liebespfeil zutiefst getroffenen Gottes und die nicht weniger verzweifelte Flucht der Daphne, die am Ende in einen Lorbeerbaum verwandelt wird. Den Schülern wurde bewusst, wie Ovid hier in zeitloser Gültigkeit das ambivalente Wesen der Liebe erfasst und gestaltet hat.
Am Ende seines Vortrags überraschte Holzberg die Anwesenden damit, dass er die Gestaltung des Mythos durch den Meistersinger Hans Sachs in modulierendem Sprechgesang vortrug – ein beispielhaftes Zeugnis der reichen Rezeptionsgeschichte dieses Mythos. Vivat Ovidius poeta!
Dr. Matthias Büttner