Am Anfang steht oft nur eine sehr ungefähre Idee, wie sich etwas Ausgedachtes oder Geplantes in der Wirklichkeit darstellen lässt. Diese Erfahrung durften auch die neunten Klassen des Franz-Ludwig-Gymnasium in Bamberg am Tag des Handwerks kurz vor Weihnachten machen.

Klassenzimmer wird zur Werkstatt

Zum mittlerweile dritten mal wurde ein Klassenraum für einen Vormittag zur Werkstatt der besonderen Art. In drei Gruppen gab es für die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen einige grundlegende Informationen zum dualen Bildungssystem, der Bandbreite der Ausbildungsberufe mit den entsprechenden Betätigungsfeldern, den Möglichkeiten zur Weiterqualifikation in die Meisterebene, oder auch zu den Rahmenbedingungen eines trialen Studiums – Geselle, Meister und B.A. in fünf Jahren.

Vom Planer zum Macher 

Im Anschluss durfte das Publikum einen kleinen Rollenwechsel stattfinden lassen. Vom bloßen Zuhören, vielleicht noch Nachfragen, zur eigenständigen Kreativität reicht ein grober Vorentwurf für eine Flucht-Treppe im Format A3, um mit Bleistift und Lineal zum Planer und Macher zu werden. Was gerade noch in nur in Papierform vorgelegen hatte, fand schnell den Weg in die digitale Welt.

Dieser Spiegel der beruflichen Praxis im Handwerk – von der Idee über das digitale Abbild zur Umsetzung mit Hand und Verstand – war der willkommene Anlass, jede und jeden im Raum selbst Hand anlegen zu lassen. Schnell wurden die mitgebrachten Materialien und Werkzeuge genutzt, um nach einer kleinen Besprechung in den selbstgewählten Gruppen loszulegen.

Weihnachtsbaum oder Gartenbank? 

Nach der Entscheidung für den Weihnachtsbaum aus Holz folgte die Beratung über die grundlegende Konzeption und das Design, gefolgt von der pragmatischen Umsetzung. Das haptische Vergnügen beim Bedienen der kleinen Montageschrauber war begleitet von einem ständigen gemeinsamen Streben, das gesteckte Ziel zu erreichen. In der anderen Seite des Klassenraumes tuschelten eifrige Macher über die Möglichkeit, die geplante Gartenbank in Richtung Festigkeit und Statik noch zu optimieren, gefolgt von der empirischen Ermittlung der Wirksamkeit der eben gemachten Pläne. Die genau gleiche Aufgabe wurde in einer der folgenden Gruppen vollkommen unterschiedlich abgebildet: ob hier ein Studium der Architektur, der Ingenieurwissenschaften, oder eine handwerkliche Ausbildung nach dem Abitur folgen, oder der Tag des Handwerks nur ein Blick über den Tellerrand bleibt, entscheidet sich oft ganz spontan. Mit leeren Händen ist an diesem Tag mit Sicherheit niemand nach Hause gegangen. Viele Hände schnelles Ende.

 

Götz Hoyer, Metallbauermeister

Fotos: U.Koch