Im Rahmen des Lehrplanes unternahm der Englischkurs der 11. Jahrgansstufe unter der Leitung von Herrn Hoh am 23. Februar 2017 eine ganztägige Exkursion nach Coburg.
Nach der Ankunft am Coburger Bahnhof liefen wir zunächst zum Hauptmarkt der ehemaligen Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, um einen genauen Blick auf die große Bronzestatue des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha zu werfen. Was für ein stattlicher Mann! Was für eine Frau, deren Herz er eroberte – und die ihn ebenso abgöttisch liebte, was für den Adel jener Zeit die Ausnahme war!
Albert entstammte einem sehr alten, doch auch recht verarmten deutschen Adelshaus. Er war sogar mit seiner künftigen Braut Victoria verwandt – sie waren Cousin und Cousine – vor allem aber waren die beiden für die Großmachtpolitik des englischen Parlaments und der englischen Krone ein ideales Brautpaar. Mag er wirtschaftlich-politisch ein Zwerg gewesen sein, so hatte er hohe menschliche Charaktereigenschaften und war darüber hinaus von sehr angenehmem Äußeren. Victoria war eine ungeheuer große Partie für ihn, trug sie doch seit 1837 die englische Krone und später ab 1867 die kaiserliche Krone von Indien: in ihrem Britischen Weltreich ging die Sonne niemals unter!
Neun Kinder hatten die beiden gemeinsam, die später eigene Familien in vielen europäischen Königshäusern gründen sollten! Durch Victorias und Alberts Ehe nannte sich das englische Königshaus bis 1917 „Sachsen-Coburg und Gotha“. Erst aufgrund der Gräuel des Ersten Weltkrieges entschied das englische Königshaus 1917, den deutschen Titel abzulegen, um sich fortan „Windsor“ zu nennen.
Unendlich tief war Victorias Schmerz, als ihr „Prince Consort“ Albert schon mit 42 Jahren 1861 am Typhus verstarb. Sie stiftete daher zu seiner Erinnerung das Denkmal auf dem Marktplatz, das sie höchstpersönlich 1865 enthüllte.
Victoria sollte Albert um 40 Jahr überleben.
Anschließend besuchten wir die Ehrenburg, deren künstlerische Ausstattung uns alle tief beeindruckte. Besonders angetan waren wir von der Schönheit des jungen Ehepaares Albert und Victoria, wenngleich es sich bei den Porträts um keine Originale handelt. Ein außergewöhnlicher Musikgenuss wurde uns obendrein zuteil, als der Schlossführer unserer Klassenkameradin Tabita Heidel gestattete, auf einem uralten, herzoglichen Flügel Beethovens „Für Elise“ zu spielen.
Nach der Führung durch die Ehrenburg und durch nahezu alle an- und eingeheirateten europäischen Königshäuser (Coburg: das „Gestüt Europas“!) ging es in die benachbarte protestantische Morizkirche, wo auch Martin Luther 1530 predigte. Herr Hoh verwies an dieser Stelle auf das 500. Jubiläumsjahr der Veröffentlichung seiner 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Besonders interessant fanden wir jedoch das von Nikolaus Bergner geschaffene, 12 Meter hohe Alabasterepitaph für Herzog Johann Friedrich II (1598): ein Meisterwerk der deutschen Renaissance.
Beim Verlassen der Kirche staunten wir nicht schlecht, als wir erfuhren, dass die gegenüberliegende Schule, das Casimirianum, ein noch heute erfolgreiches Gymnasium ist, das von Herzog Johann Casimir als „sonderbare hohe Landschul“ bereits 1605 gegründet worden ist. Und was für Schüler es hervorbrachte! Nur um zwei zu nennen: Johann Caspar Goethe (der Vater des großen Johann Wolfgang) von 1725 bis 1730 und – für alle FLGler noch wichtiger – unser Lateinlehrer, Herr Jörg Weiner, von 1978 bis 1987!
Nach der Mittagspause wurden wir noch durch die überaus sehenswerte Veste Coburg geführt, wobei sich die Gästeführerin auf diejenigen Räume beschränkte, die direkt mit dem englischen Königshaus in geschichtlich-künstlerischer Verbindung stehen. Was für ein Reichtum an Möbeln und Kunstwerken aller Art!
Nach dieser nachmittäglichen Führung war uns klar, dass wir nach Coburg zurückkehren werden müssen, und zwar vor allem wegen der bayerischen Landesausstellung „Ritter, Bauern, Lutheraner“, die vom 9. Mai bis 5. November 2017 besucht werden kann.
Diese Ganztagesexkursion war zwar sehr anstrengend, doch die vielen Eindrücke, Begegnungen mit lebenden und den Geschichten bedeutender toter Menschen, deren Handeln noch in unserem Leben bei genauer Betrachtung zu fühlen ist, und die architektonische Schönheit Coburgs ließen diesen Ausflug zu einem großen Erlebnis werden.
Wir danken unserem früheren Schulleiter, Herrn OStD Martin Rohde, dafür, uns diese Exkursion genehmigt zu haben.

Lena Walz und Sebastian Fischer, Q 11

 

Foto: Kilian Henneberg, Vor dem Epitaph für Herzog Johann Friedrich II in der Moritzkirche.